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About RepertoirePluS (08/2016 – 07/2019)

Aktuell ist die Mehrsprachigkeitsforschung an dem Stand angekommen, dass Kompetenzen in mehreren Sprachen mittlerweile in allen Bereichen als Wert und Potenzial anerkannt werden (Berthele 2014). Gleichzeitig stellt jedoch die Vernetzung jener Kompetenzen bzw. Ressourcen vor allem im Bildungsbereich noch immer ein Desiderat dar (Busch 2013; Hufeisen 2011). Hinzu kommt die Herausforderung, das gesamte mehrsprachige Repertoire von Lernenden in den Blick zu nehmen, um so sowohl die Beherrschung von prestigeträchtigen Landes- und Fremdsprachen als auch von weniger genutzten autochthonen sowie allochthonen Sprachen zu fördern.

DER RAHMEN

Selbst in einer mehrsprachigen Region wie der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol, in der SchülerInnen nicht nur über Kompetenzen in den zwei, teilweise drei Landessprachen, sondern auch in sprachlichen Varietäten und vielen weiteren Fremd- oder Familiensprachen verfügen (Engel et al. 2013), gibt es in diesem Zusammenhang erst seit einiger Zeit Bestrebungen, das Sprachenlernen integriert zu gestalten (Gelmi/Saxalber 1992; Verra 2004; Scochi 2011). Die Integrierte Sprachendidaktik und die darauf aufbauende Entwicklung schulischer Mehrsprachencurricula (Hufeisen 2011; Krumm/Reich 2011) steht jedoch vor der Schwierigkeit, individuelle Mehrsprachigkeitskompetenzen von SchülerInnen zu fördern ohne diese in ihrer Gesamtheit als mehrsprachige Repertoires erfassen und beschreiben zu können. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, sprachbezogene Kompetenzen umfassend, d.h. sprachenübergreifend zu operationalisieren, doch weder derzeit verfügbare Instrumente zur Sprachstandserhebung noch der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen (GeRS) erfüllen diesen Zweck.

DER RePA

Einen alternativen Ansatz ermöglicht in diesem Zusammenhang der Referenzrahmen für Plurale Ansätze (RePA), der theoretisch ermittelte Deskriptoren für sprachübergreifende Kompetenzen und Ressourcen mehrsprachiger SchülerInnen bietet (Candelier et al. 2009; Meißner 2013), jedoch noch nicht empirisch validiert worden ist. Daher ist unklar, inwiefern mit diesem Instrument beschrieben werden kann, wie SchülerInnen auf ihre individuellen Sprachenrepertoires in mehrsprachigen Lernszenarien bzw. Interaktionssituationen zurückgreifen.

DIE ZIELE

Das Forschungsvorhaben des Projekts „RepertoirePluS“ setzt an dieser Stelle an und wird den Fragen nachgehen, wie man individuelle Sprachenrepertoires operationalisieren und erheben kann und wie diese in mehrsprachigen Interaktionssituationen genutzt werden. Über eine empirische Validierung bereits entwickelter Instrumente zur Beschreibung von Sprachenrepertoires und Mehrsprachigkeits-kompetenzen generiert unsere Studie induktiv und deduktiv neues Wissen für die Erfassung von Sprachenrepertoires und deren Nutzung in mehrsprachigen Interaktionssituationen. Zum einen wird so am Beispiel Südtirols gezeigt, über welche Sprachenrepertoires SchülerInnen verfügen und inwiefern ihnen der Umfang ihrer Sprachenrepertoires und deren Nutzungsmöglichkeiten in mehrsprachigen Situationen bekannt ist. Zum anderen wird im Setting eines „Sprachendorfs“ erforscht, wie die SchülerInnen ihre Sprachenrepertoires in interaktiven mehrsprachigen Lernszenarien aktivieren und nutzen. Darüber hinaus wird unsere Studie darüber Aufschluss geben, wie SchülerInnen über die Nutzung ihrer Sprachenrepertoires reflektieren. Insgesamt ist es das Ziel der Studie zu demonstrieren, wie sich individuelle linguistische Repertoires mit geeigneten Instrumenten erheben und beschreiben lassen, um darauf aufbauend Impulse dafür zu geben, wie man ihre strategische Nutzung im Rahmen von sprachübergreifenden Unterrichtsszenarien fördern kann.

 

BIBLIOGRAFIE

Berthele, Raphael (2014): „Mehrsprachiges Repertoire und rezeptive Kompetenzen. Theorie, empirische Forschung und mögliche Konsequenzen für die Praxis“. Vortrag zur Jahrestagung „Tertiärsprachendidaktik – Deutsch als Folgefremdsprache“ des Belgischen Germanisten- und Deutschlehrerverbands, Antwerpen. Online verfügbar unter: http://docplayer.org/18347643-Mehrsprachiges-repertoire-und-rezeptive-kompetenzen-theorie-empirische-forschung-und-moegliche-konsequenzen-fuer-die-praxis.html (letzter Zugriff am 09.11.2017).

Busch, Brigitta (2013): Mehrsprachigkeit. Wien: Facultas UTB.

Candelier, Michel; et al. (2009): Referenzrahmen für Plurale Ansätze zu Sprachen und Kulturen. Graz: EFSZ / Strasbourg: Europarat. Online verfügbar unter: http://archive.ecml.at/mtp2/publications/C4_RePA_090724_IDT.pdf  (letzter Zugriff am 05.11.2014).

Engel, Dana/Hoffmann, Martina (2016): ‚Zum Umgang mit Sprachenvielfalt an Südtiroler Schulen. Das Südtiroler Kooperationsprojekt „Sprachenvielfalt macht Schule“ stellt sich vor‘, in: Drumbl, Hans/de Carvalho, Geraldo/Klinner, Jörg (Hrsg.): Tagungsband XV. Internationale DeutschlehrerInnentagung IDT Bozen 2013, Band 8 Sprachenpolitik und Sprachenvielfalt, Bozen: bupress.

Gelmi, Rita; Saxalber, Annemarie (Hrsg.) (1992): Integrierte Sprachdidaktik. Muttersprache – Zweitsprache. Theoretische Beiträge. Bozen: Beiträge zu Erziehung und Unterricht in Südtirol. Bozen: Schriftenreihe Päd. Institut.

Krumm, Hans-Jürgen; Reich, Hans H.: Curriculum Mehrsprachigkeit. 2011. Online verfügbar unter: http://oesz.at/download/cm/CurriculumMehrsprachigkeit2011.pdf (letzter Zugriff am 20.10.2017).

Hufeisen, Britta (2011): „Gesamtsprachencurriculum: Überlegungen zu einem prototypischen Modell“. In: Baur, Rupprecht; Hufeisen, Britta (Hrsg.): „Vieles ist sehr ähnlich.“ Individuelle und gesellschaftliche Mehrsprachigkeit als bildungspolitische Aufgabe. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren. S. 265–282.

Meißner, Franz-Joseph (2013): Die REPA-Deskriptoren der ‚weichen Kompetenzen‘ – eine praktische Handreichung für den kompetenzorientierten Unterricht zur Förderung von Sprachlernkompetenz, interkulturellem Lernen und Mehrsprachigkeit. Online verfügbar unter: http://www.certilingua.net/wp-content/uploads/gifon-bd2.pdf (letzter Zugriff am 09.11.2017).

Scochi, Claudia (2011): Wege zur Mehrsprachigkeit in Südtirol: Von Sprach- und Schulpolitik über Schulgeschichte zum Sach- und Fachunterricht in der Zweitsprache. Saarbrücken: VDM.

Verra, Roland (2004): Ladinisch – Paritätisch – Mehrsprachig. Aspekte der Mehrsprachigkeit in der ladinischen Schule. Bozen: Ladinisches Schulamt.